
25 Jahre GLS Zukunftsstiftung Bildung: Transformation von Schule im Fokus
So war die Jubiläumsfeier
Mit rund 120 Gästen, u.a. Bildungsexpert*innen, Schulleitungen, Vertreter*innen aus Unternehmen und Kommunen, feierte die GLS Zukunftsstiftung Bildung am 15. Mai ihr 25. Jubiläum. In den Räumlichkeiten der GLS Bank ging es beim Bühnenprogramm und in vielen Gesprächen der Besucher*innen vor allem um ein Thema: Schule.
„Ob wir gerne lernen, hängt davon ab, welche Erfahrungen wir in der frühen Kindheit, in der Kita und insbesondere auch in der Schule gemacht haben“, sagte Hauptredner Dr. Dieter Dohmen (FiBS Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie), um dann deutliche Kritik am Ist-Zustand zu üben: „Wir haben ein Schulsystem, das noch zu oft in den alten Strukturen verhaftet ist, eine Lehrkräfteausbildung, die zu theoretisch und praxisfern ist und ein Kita-System, das nicht genügend Plätze hat. Nur wenn es uns gelingt, die Anzahl der Bildungsverlierer deutlich zu reduzieren, werden wir für die Zukunft gewappnet sein.“ Er benannte den Fachkräftemangel in Kitas und Schulen als dauerhaftes Problem, sprach sich aus für projektorientierte, fächerübergreifende Lernformen und befürwortete eine praxisnahe duale Lehrer*innenausbildung. Dohmen forderte außerdem: „Wir müssen bei den jungen Menschen mehr auf Talente, Motivationen und Neigungen schauen – und weniger auf Schulnoten, die wenig bis nichts aussagen.“
Herausforderungen im Ruhrgebiet: „Der Druck ist hoch, aber das Engagement auch“
Sophie Löhlein, die seit mehr als vier Jahren die GLS Zukunftsstiftung Bildung leitet, ging auf das Motto des Jubiläumsjahres ein: „Mutig sein“. Das Thema sei bei allen Beteiligten in den Peer-Learning-Programmen der GLS Zukunftsstiftung Bildung zu finden: Schüler*innen beweisen Mut in neuen verantwortungsvollen Rollen, während Lehrkräfte mutig einen Schritt zurücktreten, um den Jugendlichen Raum dafür zu geben. Mit Blick auf die Situation der Schulen, mit denen die Zukunftsstiftung Bildung zusammenarbeitet, sagte Löhlein: „Vielleicht ist das Ruhrgebiet ein guter Ort, um Veränderung im Schulsystem herbeizuführen, denn hier überlagern sich viele Herausforderungen – der Druck ist hoch, aber das Engagement auch.“
Dr. Hermann Falk überbrachte als Vertreter des Vorstands des GLS Treuhand e. V. Glückwünsche an das gegenwärtige Team der Zukunftsstiftung Bildung: „Mit Heinrich Heine möchte ich sagen ,Jeder Mensch ist die Welt‘. So gesehen habt ihr viele Welten jeden Tag zu gestalten, zu begleiten, zu bereichern. Dort in der Welt und im einzelnen Menschen macht ihr den Unterschied.“ Zudem dankte Falk auch Matthias Riepe, der die Zukunftsstiftung Bildung bis 2021 leitete.
Peer-Learning: „Mein eigener Bildungsweg kann Inspiration für andere sein“
Einen Blick in die konkrete Arbeit der GLS Zukunftsstiftung Bildung konnte das Publikum dann zusammen mit zwei ehemaligen Teilnehmenden werfen. Sherry, die 2023/2024 als Coachin im Programm ZukunftsBande dabei war, berichtete von ihrem ganz besonderen Bandenjahr: Sie unterstützte zwei Neuntklässler dabei, die Kurve zu kriegen, um nicht ohne Schulabschluss dazustehen. „Ich habe ihnen Struktur und Perspektive gegeben, damit sie entdecken konnten, was in ihnen steckt“, erzählte Sherry. „Ich habe dadurch gemerkt, dass mein eigener Bildungsweg Inspiration für andere sein kann.“
Jakub hatte im selben Jahr als Coach im Programm BildungsTandems teilgenommen, um Grundschulkinder der vierten Klasse beim Weg zur weiterführenden Schule zu unterstützen. Er erzählte davon, wie er selbst diesen Wechsel damals wahrgenommen hatte und wie wichtig für ihn die gute Beziehung zu seinem Klassenleitungsteam war, um gut anzukommen: „Sie haben mir alles gezeigt und erklärt – die waren fast schon wie zweite Eltern für mich.“
Beeindruckend: Mutige Konzepte in Dortmund, Duisburg und Gelsenkirchen
Beim Podiumsgespräch, das Dr. Kristin Behnke als Bildungsreferentin der GLS Zukunftsstiftung Bildung führte, ging es um die Frage, wie Veränderung denn für Schulen gelingen kann – eindrucksvolle Beispiele kamen von den Gesprächspartner*innen. Alma Tamborini, Schulleiterin der Nordmarkt-Grundschule in Dortmund, berichtete von ihrem mutigen Schritt, die Grundschulzeit an ihrer Schule strukturell von vier auf fünf Jahre zu erhöhen: „Wenn 97% unserer Schülerinnen und Schüler sowieso fünf Jahre an unserer Schule bleiben, dann ist das einfach sinnvoll. So können wir im ersten Schuljahr aufholen, was fehlt, weil auch viele Kinder keinen Kindergarten besucht haben.“ Außerdem wichtig an der Nordmarkt-Grundschule ist das Konzept, die Klassen ein bis zwei Mal wöchentlich aufzuteilen, damit die eine Hälfte in kleineren Gruppen gut in der Schule lernen kann und die andere Hälfte außerschulische Lernorte wie Wald und Bauernhof besuchen kann.
Ideen zu Konzepten für eine angstfreie Schule kamen aus Duisburg von Christof Haering, Schulleiter des Landfermann-Gymnasiums. Er sprach sich für den Einsatz für eine demokratische Gesellschaft und ganz besonders für ein „Growth Mindset“ aus, eine Haltung, die die Ressourcen der Schüler*innen fokussiert und ihnen hilft, ihre Potentiale zu entwickeln.
Aus Unternehmensperspektive blickte Maren Brauser, Referentin für Ausbildung und Personalentwicklung bei den Stadtwerken Gelsenkirchen, auf Berufseinsteiger*innen, die sie nach der Schule erlebt. Sie betonte, wie wichtig es sei, Eignung und Interesse von Bewerber*innen anzuerkennen statt Schulnoten abzufragen: „Wer sich bei uns als Bademeister bewirbt, muss erstmal schwimmen und tauchen – so sehen beide Seiten, ob der Beruf passt.“
Pointiert und wortgewandt: Der Kabarettungsdienst aus Wuppertal begeisterte
Wortgewandt, kreativ und humorvoll war dann der Abschluss des Bühnenprogramms: Der Kabarettungsdienst aus Wuppertal zeigte einen Auszug aus seinem vergangenen Programm „Grundgesetz statt weiter rechts“. Das Schüler*innen-Kabarett des Ganztagsgymnasiums Johannes Rau war bereits zum vierten Mal für ein Gastspiel bei der GLS Zukunftsstiftung Bildung zu Gast und begeisterte das Publikum wieder mit pointierten Stücken zu Themen wie Leistungsdruck, Fremdenfeindlichkeit und Bodyshaming.
Im Jubiläumsjahr: 100 Schulen, 1000 Schüler*innen und 15 Menschen im Team
Im 25. Jahr ihres Bestehens ist die GLS Zukunftsstiftung Bildung so aktiv wie nie zuvor: 100 teilnehmende Schulen in ihren Peer-Learning-Programmen, 20 kooperierende Unternehmen, mehr als 1000 Schüler*innen werden zertifiziert. Das Team der GLS Zukunftsstiftung Bildung besteht aktuell aus 11 festen Mitarbeitenden und vier freien Trainerinnen in den Peer-Learning-Programmen.
