Wenn Kinder motiviert sind, dann lernen sie gerne und leichter. Dabei können andere Kinder und Jugendliche gut unterstützen. Das ist der Sinn von Peer-Learning.
Die „BildungsTandems“ sind ein solches Projekt, das auf dem Ansatz von Peer-Learning basiert. Dabei lernen Kinder und Jugendliche von- und miteinander und begegnen sich auf Augenhöhe. Die Jüngeren blicken zu den Älteren auf, die Älteren erleben Vertrauen und Wertschätzung. Hauptförderer ist die RAG-Stiftung, wissenschaftlich begleitet werden die BildungsTandems vom Institut für Allgemeine Didaktik und Schulpädagogik (IADS) der TU Dortmund. Konzipiert und durchgeführt wird es von der Zukunftsstiftung Bildung. Mit dem Projekt werden Grundschulen und weiterführende Schule in herausfordernden Lagen des Ruhrgebiets gefördert. Einmal in der Woche - das ganze Schuljahr hindurch - lernen, üben und arbeiten die Coaches und Coachees zusammen.
„Ich bin total aufgeregt“, meldet sich eine Schülerin der Geschwister-Scholl Realschule in Essen zu Wort. Zusammen mit anderen Jugendlichen ihrer Schule wartet sie darauf, dass die Veranstaltung beginnt. Sie ist eine von über 400 Schüler*innen, die im Projekt „BildungsTandems“ im Schuljahr 2022/23 zum Coach ausgebildet wird, um ein Grundschulkind der vierten Klasse zu begleiten und zu unterstützen. Auf den sogenannten „Eröffnungsveranstaltungen“, lernen die Coaches der weiterführenden Schulen ihre Coachees, die Kinder der Grundschulen, kennen und verbinden sich zu kleinen Arbeitsgruppen, mit einer 1 zu 1 bzw. 1 zu 2 Betreuung. Die Eröffnungsveranstaltungen finden in den miteinander kooperierenden Schulen im gesamten Ruhrgebiet statt.
„Ich kannte hier niemanden und hätte nicht gedacht, dass alle so nett sind“, lautet das Resümee einer Schülerin der Heinrich-Heine Gesamtschule in Duisburg. Während die Schüler*innen zu Beginn der Eröffnungsveranstaltungen manchmal noch scheu und unsicher sind, verwandelt sich die Atmosphäre schnell in Leichtigkeit und Freude. Nicht selten werden dabei sogar zunächst die Coaches von ihren Coachees an die Hand genommen, die ihnen eifrig von ihren Lieblingsfächern berichten und welche Gedanken sie an die neue Schule haben. Neben gemeinsamen Interessen wie Musik oder Fußball, entwickeln die Grundschulkinder und Jugendlichen rasch Ideen für gemeinsame Aktionen und gemeinsames Lernen. Für Jinan, Schülerin der Schule am Wasserturm, ist direkt klar, warum sie Hillary, Schülerin der Hauptschule an der Wächtlerstraße, als ihren Coach auswählt: „Wir beide mögen Musik, wir singen gerne und sind im Chor“. Auch die Tandem-Gruppe von Melak und Fiona hat schnell Ideen was sie gemeinsam machen wollen: „Wir beide sind nicht gut in Mathe“. Ihre Coaches Hala und Shahd schlagen vor, diese Schwierigkeiten gemeinsam anzugehen und Hala fallen sogar schon lustige Übungen für Geometrie ein.
Im Anschluss an die aufregenden Eröffnungsveranstaltungen, werden die Kinder und Jugendlichen gefragt wie es ihnen ergangen ist. Häufig stellen die meisten dabei fest, dass sie so etwas noch nie zuvor gemacht hatten und gespannt sind auf die weitere gemeinsame Zeit.
Die Umsetzung des Projekts, wird an den Schulen von Seiten der Schulsozialarbeiter*innen, der Lehrer*innen und der Schulleitung vorangetrieben und betreut. Frau Prado, die begleitende Koordinatorin der Heinrich-Heine Gesamtschule in Duisburg, stellt auf der gemeinsamen Eröffnungsveranstaltung erstaunt fest, wie schnell und verantwortungsbewusst die Jugendlichen in ihre Rolle als Coach schlüpfen.
Seit Februar 2023 nehmen über 25 weiterführende und über 30 Grundschulen aus dem Ruhrgebiet am Projekt teil. Ab dem Sommer 2023 wird die Zahl der Schulen auf knapp 70 Schulen gestiegen sein. Damit werden rund 1000 Schülerinnen und Schüler im Projekt „BildungsTandems“ aktiv sein.