Selbstwirksamkeit durch partizipative Strukturen – auch im Übergang
04.10.2023
Wenn die Teilnehmenden einer Weiterbildung schon beim Mittagessen so viele neue Ideen gesammelt haben, dass sie bereits planen, wie sie diese in ihrem eigenen Arbeitsalltag umsetzen können, scheint die Veranstaltung richtig gut zu laufen. Und das ist bei der gemeinsamen Weiterbildung für Lehrkräfte der Zukunftsstiftung Bildung und der TU Dortmund im Rahmen des Peer-Learning-Programms BildungsTandems an diesem Tag der Fall. Für 30 teilnehmende Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter*innen geht es um „Selbstwirksamkeit durch partizipative Strukturen, auch im Übergang“…
Die Stimmung im WerkRaum der GLS Bank in Bochum erinnert zwischendurch an ein offenes Café: Die Teilnehmenden sind aus dem gesamten Ruhrgebiet angereist, arbeiten teils an Grundschulen, teils an weiterführenden Schulen, verteilen sich hier auf Sitzkissen, an Stehtischen und haben eines gemeinsam: Sie alle nehmen mit Schüler*innen-Gruppen am Peer-Learning-Programm „BildungsTandems“ der Zukunftsstiftung Bildung teil.
Auf der Basis von „Peer Learning“ arbeiten dabei Schüler*innen weiterführender Schulen und Grundschüler*innen als starkes Team miteinander. Die Älteren durchlaufen zunächst ein Trainingsprogramm, das sie fit macht für ihre Rolle als Coach und Vorbild und sie befähigt, die Grundschulkinder im Hinblick auf den anstehenden Schulwechsel zu unterstützen. Die „BildungsTandems“ der im Programm teilnehmenden Schulen treffen sich regelmäßig und gestalten ihre Treffen anhand eines Projektleitfadens eigenverantwortlich. Parallel werden sie durch die Zukunftsstiftung Bildung über ein Schuljahr hinweg fachlich und inhaltlich begleitet.
Die „BildungsTandems“ richten sich an Schulen im Ruhrgebiet und werden wissenschaftlich evaluiert unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Silvia-Iris Beutel, Professorin für Schulpädagogik und Allgemeine Didaktik, Schwerpunkt Lehr-/Lernprozesse und empirische Unterrichtsforschung an der TU Dortmund. Die RAG-Stiftung aus Essen fördert das Programm seit März 2022 als Hauptförderer.
Heute sind 30 der beteiligten pädagogischen Fachkräfte hier, um sich – ergänzend zu den Aktivitäten innerhalb des Programms – intensiv mit gelingenden Maßnahmen rund um den Schulübergang zwischen Grundschule und weiterführender Schule zu beschäftigen. Sie werfen einen genauen Blick auf Möglichkeiten zur Partizipation und lernen gute Beispiele kennen.
Eines davon stellt Maren Reimann, Konrektorin der Grundschule Kleine Kielstraße in Dortmund, vor: Die Grundschule Kleine Kielstraße gehört zu einem Schulnetzwerk im Dortmunder Norden, das sich darauf geeinigt hat, den sogenannten „Bildungspass“ zur Dokumentation von Lernerfahrungen vom 3. bis zum 6. Schuljahr einzusetzen. Darin geht es um fachbezogene Lernwege, überfachliche Methodenerfahrung, um selbstständiges Arbeiten und das Arbeiten im Team. Da der „Bildungspass“ für alle Schüler*innen im Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule innerhalb des Netzwerkes verbindlich ist, können am Ende der Grundschulzeit alle Nordstadtkinder die ausgewählten Methoden anwenden.
Mit diesem Impuls geht es für die pädagogischen Fachkräfte bei der Weiterbildung in die Erarbeitungsphase und damit an Fragen wie „Welche Partizipativen Strukturen haben wir an unserer Schule?“ und „Welche kleinen Stellschrauben können dabei helfen?“
Elizabeth Adjei-Acheamfour vom Team der BildungsTandems und Sophie Löhlein, Leitung der Zukunftsstiftung Bildung, sorgen für fachlichen Input und auflockernde Energizer-Methoden.
Norbert Diesing, Didaktische Leitung der Green Gesamtschule Duisburg, nimmt die Teilnehmenden bei der Weiterbildung dann quasi mit ins Hirn der Schüler*innen, erklärt kognitive Strukturen und bricht eine Lanze für andere Formen der Wissensvermittlung, indem er die Think-Pair-Share-Methode vorstellt. Auch hier geht es um kooperatives Lernen und Peer Education. Der Brückenschlag zwischen der Vermittlung von theoretischem Wissen zu konkreten Umsetzungsideen in der Schule ist bei dieser Veranstaltung für die Teilnehmenden von besonderem Wert.
Als Nushin Hosseini-Eckhardt von der TU Dortmund mit der Gruppe einen Blick auf einige der bisherigen Ergebnisse in der Evaluation des Programms „BildungsTandems“ wirft, wird nochmal deutlich, wie groß die Bedarfe an Schulen bei der Begleitung des Übergangs sind, wie stark das Programm gewachsen ist und welches Potenzial darin steckt. Eine Stimme aus der Gruppe: „Die Wertschätzung und die Sichtbarkeit des Themas nehmen an den Schulen immer mehr zu – das hat auch mit den BildungsTandems zu tun.“
