Auch mal lachen über Krisen
Digitalisierung in den Schulen? Legalisierung von Marihuana? Wer sollte die Verantwortung übernehmen, den Klimawandel aufzuhalten? Und was ist mit den Politikern der guten alten Zeit? Unsere Zivilisation steckt im Wandel und wir stecken knietief in aufkommenden Krisen, während wir Veränderungen meistern müssen. Durch die „Stiftung W“ kam die Stadt Bochum in den Genuss, das gesellschaftskritische Programm des „Kabarettungsdienst“ der Schüler*innen des Ganztagsgymnasiums Johannes Rau (Wuppertal) im „Rottstr 5 Theater“ zu erleben. Mit Witz und Humor erinnern die Spieler*innen an die Verantwortung, die wir für unsere Entscheidungen tragen. Die Veranstaltung lief unter dem Titel: „Eine Krise geht noch“.
Eine Krise löst eine weitere Krise ab. Die Stimmung des Publikums ist wellenartig angespannt und löst sich auf einmal in Lachen auf. Mit ihrem 30. Programm „Ampel Gehampel – Eine Krise geht noch“ geht das renommierte Schüler*innen-Ensemble mit satirischen Elementen auf das Thema Krisen ein. Es ist der erste Auftritt im „Rottstr 5 Theater“ in Bochum. Der „Kabarettungsdienst“, so nennt sich die Truppe, macht mit seinem Programm auf lustig skurile aber auch kritische Art auf die neueren gesellschaftlichen Herausforderungen aufmerksam. Von Corona und Impfung, über zweifelhafte politische Entscheidungen, der Legalisierung von Marihuana oder dem Thema sexueller Freiheit – es werden Themen angeführt, mit denen wir uns in Deutschland und weltweit wirklich zu beschäftigen haben. Aber auch Probleme, die noch lange nicht gelöst sind, werden vom „Kabarettungsdienst“ bearbeitet. So wird der Klimawandel als ein vernachlässigtes Kind dargestellt, dessen gefährliche Entwicklung von den Eltern ignoriert wird, bis es zu spät ist. Der Aufruf: Wir müssen etwas tun, solange wir noch können! – er soll wachrütteln. Die kurzen Spielsequenzen lassen nicht lange Zeit zum Nachdenken. Ein hitziges Szenarium löst das nächste ab, es ist ein Feuerwerk an Ideen und gezielten Provokationen. Dabei nehmen die Kabarettist*innen kein Blatt vor den Mund. Bei so viel Frust über die heutigen Umstände schafft es der „Kabarettungsdienst“ durch teils bizarre Gestaltung der Szenen, das Publikum zum Lachen zu bringen und die bedrückenden Herausforderungen unserer Zeit durch Absurdität aufzulockern.
Das einfallsreiche Programm wird jedes Jahr von den Schüler*innen selbst geschrieben und inszeniert. Begleitet und unterstützt werden sie von ihren Lehrer*innen Sebastian Paas und Linda Mannina. Und dieses Mal wird das Publikum mit besonders vielen musikalischen Einlagen verwöhnt. Alle Szenen sind kurz, vielseitig und es finden ständig Kostümwechsel statt. Sogar die Technik übernehmen der Spieler*innen selbst. Bei so hohem Einsatz wirken die Akteure dennoch sehr routiniert und organisiert. Die Zusammenarbeit ist bemerkenswert. Das muss sie auch sein, gemessen an der aufwendigen Darbietung, die das Ensemble jährlich auf die Beine stellt.
Ins Leben gerufen wurde der „Kabarettungsdienst“ 1993 von Michael Brischke als engagiertem Lehrer, der auch an diesem Abend als Ehemaliger dabei ist. Die Begeisterung, die Brischke auch heute noch für den „Kabarettungsdienst“ hat, kann das Publikum mühelos teilen. Nach einer Zugabe endet der Abend für alle sehr erfüllt und erlebnisreich. Vor dem Theater bleibt so manche Gruppe noch stehen und tauscht sich angeregt über Lieblingsszenen aus, über überraschende Momente oder Punkte, die unklar geblieben sind. Die Zuschauer*innen nehmen an diesem Abend viel Denkstoff mit nach Hause. Es ist beachtlich, wie kritisch reflektiert das Programm vom jungen Ensemble aufgezogen wurde. Es zeigt so, dass Politik und Gesellschaft uns alle etwas angehen, dass unsere Entscheidungen auf das Leben vieler einwirken können und dass wir trotz der vielen Krisen nicht das aus den Augen verlieren müssen, was uns Menschen verbindet: Humor.
Wer „Ampel Gehampel – Eine Krise geht noch“ sehen will kann bis zum 11.02.2023 Tickets kaufen auf der Website des Ensembles. Aktuelle Termine - Kabarettungsdienst