Ab ins Beet! Über Erdäpfel, Kühe und die Erntezeit

Hunger? Dann ab in den Supermarkt! Die Herstellung von Lebensmitteln hat nur noch wenig Berührungspunkte mit unserem alltäglichen Leben. Woher kommt, was wir essen? Wie entsteht es und was müssen Menschen dafür tun? Die Rolle, die Tiere und Pflanzen erfüllen, ist, wenn es um die Entstehung von Lebensmitteln geht, vielen nicht (mehr) klar. Sicher ist aber, dass wir von dem lernen, was wir sehen, hören und fühlen. Die Erfahrungen, die wir machen, hinterlassen einen einzigartigen, langfristigen Abdruck und so lernen wir am besten durch Erlebnisse, bei denen wir uns aktivieren und ein Teil davon werden. 
Durch die Stiftung B.A.U.M. Fair Future Fonds ermöglicht, fanden zwei Ausflüge mit den vierten Klassen der Europagrundschule Siegfried-Drupp, Dortmund, zum Lernbauernhof Schulte-Tigges, Dortmund, statt. Hier fanden die Kinder vielfältige Gelegenheiten, mit Tieren und Pflanzen in unmittelbare Berührung zu kommen.

Aufgeregt kommen die Kinder der Siegfried-Drupp Grundschule an diesem Morgen auf dem Lernbauernhof Schulte-Tigges an. Sie haben drei Stunden Zeit, um den Hof und das angrenzende Feld kennenzulernen. Begleitet werden sie, neben ihren Lehrer*innen, von den freiwilligen Helferinnen und pädagogischen Mitarbeiterinnen des Lernbauernhofs. Lara zum Beispiel ist eine von ihnen, die die Kinder auf dem Hof begrüßt. Nach einem großen Vorstellen in der Runde wird den Kindern zunächst einmal die Kompost-Toilette erklärt, die schon für viele fragende und staunende Blicke sorgt. Eine Toilette ohne Wasserspülung?
In zwei Gruppen aufgeteilt, werden die Klassen sodann über den Hof geführt. Heute Morgen dürfen sie die ersten Tiere füttern, darunter die Ponys und Kühe. Dabei erfahren sie Wissenswertes wie, dass das Heu nass gemacht wird, wenn das Pferd schnupfen hat, dass ein Schwein mehr als zehn Jahre alt werden kann und  dass die großen Planen, die auf den Feldern liegen, das Gemüse vor zu heftigen Regenfällen und starker Sonnenstrahlung schützen.
Die Schulkinder der Siegfried-Drupp-Grundschule nehmen das neue Wissen so Schritt für Schritt auf und gehen mit großer Achtsamkeit auf die Pflanzen und Tiere ein. Da die Tiere Besuch gewöhnt sind, ist es nicht überraschend, dass die Ziegen auf sie zulaufen und sich streicheln lassen. Die Kinder sind mal hier, mal dort. Nach der Tour über den Hof werden die Gewächshäuser und das Feld gezeigt und die Kinder auf die Kartoffelernte vorbereitet. Die Schüler und Schülerinnen sind kaum zu halten und wollen „rein in die Kartoffeln“. Noch bevor Lara die Anweisungen zu Ende ausgesprochen hat, laufen sie los und machen sich ans Werk. Ihr Tatendrang ist kaum zu bändigen. „Jaja, in ihnen steckt einiges drin!“ kommentiert der begleitende Lehrer lachend. Beinahe um die Wette graben die Kinder eine ganze Reihe Kartoffeln frei. Geschätzt kommen am Ende 30 Kilo Kartoffeln zusammen. „Das war toll“, jubeln sie. Die Helferin vom Hof berichtet von den vielen Schulbesuchen, die sie haben. „Wir sind schon gar nicht mehr gewohnt, uns so viel zu bewegen, weil wir im Alltag so viel sitzen. Manche Kinder sind erstmal schnell müde und haben keine Energie mehr, aber wenn sie eine Zeit lang auf dem Hof sind, werden sie richtig wach!“. Passend dazu höre ich eine Schülerin am Ende zu Lara sagen: „Am Anfang war’s für mich langweilig, aber jetzt will ich nicht mehr fortgehen!“ 

Es ist beglückend, zu erleben, dass Kinder sich so gerne öffnen wollen für die Natur und die Landwirtschaft, die Grundlage unseres Lebens. Zugleich ist es fast erschreckend zu erfahren, wie weit die Menschen und gerade auch die heranwachsenden Generationen sich schon entfernt haben von dem, was lebendig ist. Hier sehen wir eine Aufgabe, der zunehmenden Entfremdung durch Bildungsarbeit entgegenzuwirken. Ist doch diese Entfremdung zugleich auch ein Fremdwerden mit sich selbst. Und Sozialisation braucht Individuation und Identität. Schulbauernhöfe leisten hier gute Arbeit.

PROGRAMMKOORDINATION BERLIN/ ASSISTENTIN DER ABTEILUNGSLEITUNG

Sophie Tenbrink


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